...

Die vierte Nacht in Folge sind wir stundenlang wach, weil Zwilling 1 zahnt. Eine Stunde wiege ich sie im Arm auf dem Bett (während der Papa die Schwester im Wohnzimmer in den Schlaf schaukelt), eine halbe Stunde auf der Couch (der Papa hat die Schwester im Schlafzimmer auf dem Arm) und ich weiß nicht wie lange ich mit ihr in der Trage herumlaufe. Und dann sagen sie mir, ich sei dünn. Ich lege Kilometer zurück! Und während dieser nächtlichen körperlichen Aktivität jagen mir folgende Gedanken durch den Kopf:

- Das arme Ding, wie sie leidet.

- Zum Teufel mit allem, ich halte das nicht mehr aus!

- Hach, wie lieb ich diese kleine Maus habe.

- Verdammte Kacke, sie schlief doch eben noch wie ein Stein…wieso wacht sie jedes Mal auf, wenn ich sie hinlege?

- Und wenn ich daran denke, dass in den nächsten Tagen auch wieder ihre Schwester mit dem Zahnen dran sein wird. Wir werden nie wieder schlafen, nie wieder! (Es folgen ein paar Tränen meinerseits.)

- Warum, warum, warum? Hätten wir nur ein Kind, könnten wir uns abwechseln.

- Ah, jetzt schläft sie, nun bringe ich sie zurück ins Schlafzimmer. Oder auch nicht, ich kann den Papa hören wie er für die Schwester singt. Sie ist also auch wach, uffa!

- Wie kann man nur so bescheuert sein und zu viert in einer Zweiraumwohnung wohnen? Wenn sie erstmal ihr Kinderzimmer haben, wird alles anders, ALLES. (na klar, ganz sicher…*räusper*)

- Im Schlafzimmer schweigt alles. Jetzt kann ich endlich zurück ins Bett. Diesmal lasse ich das Kind in der Trage, nochmal veräppelt sie ich mich nicht. Ich komme ins Zimmer und sehe sofort wie sich ihre Schwester hin- und herschmeißt. In Kürze wird sie nach der Brust schreien. Naja, Zwilling 1 schläft ja, dann leg ich sie mal in ihr Bettchen…wo sie natürlich sofort die Augen öffnet.

- Oh, endlich schläft sie. Feuerwerk in meinem Kopf. Dieses Mal befinde ich mich auf der Couch und habe sie auf dem Arm. Im Schlaf versucht sie sich jedoch zu drehen und fängt an zu weinen, weil es nicht geht. In Windeseile renne ich mit ihr zu ihrem Bett ... in dem sie dann die Augen öffnet. Das kann doch nicht ihr Ernst sein?!

- Sie schläft, juchu, juchu, juchu! Und wir liegen sogar beide. Schade, dass in 20 Minuten der Wecker vom Papa klingelt.

- Aber wenn sie dann so schläft, ist sie sooooo süß.

- Hilfe, sie bewegt sich! Ich verstecke mich unter der Bettdecke. Mich gibt es nicht, lass mich in Ruhe.

- Uffa, jetzt wird sie ordentlich ausschlafen und ich muss aufstehen, wenn ihre Schwester wach wird. Das ist eine Sache, die Einzelmütter nicht verstehen. Sie sind frei, wenn Ihre Maus schläft. Hier gibt es immer eine zweite Maus.

- Überhaupt, keiner versteht uns. Ein mit Selbstmitleid gefüllter Moment. Ich muss ein Buch schreiben. Ich wollte immer über mein Leben in Italien schreiben, aber diese Doppelsache ist einfach stärker. Und man, was haben für ein Glück, dass wir solch eine einzigartige Erfahrung machen dürfen. O nein, was sag ich nur, fürchterlich ist das ganze, so anstrengend. Aber so viel Liebe. Da haben wir es! Eine Zwillingsgeburt ist auch die Geburt von Schizophrenie.
C. Araxe - February 8, 20:54

Ich weiß, ich weiß ... das ist momentan nur ein schwacher oder wohl vielmehr gar kein Trost, aber wenn die beiden erst einmal so groß wie jetzt das „kleine” Monster sind (nun ja, 1,98 m müssen sie denn vielleicht doch nicht werden), dann lächeln Sie nur noch milde über diese Zeit. Es sei denn, dass Sie nochmals Zwillinge „planen”.

caliente_in_berlin - February 9, 09:48

Ach das weiss ich doch. Und auch jetzt gibt es so tolle Momente, wenn sie gemeinsam spielen. Es ist nur irgendwie alles so doppelt. Nicht nur dass wir Zwillinge haben, wir waren mit den Kindern auch auf Haussuche, jetzt die Umbauarbeiten, dann der Umzug, meine Eltern weit weg und vor Ort im Prinzip keine Hilfe. Ich bin der Typ, der sagt, jeder braucht seinen Freiraum. Einen Abend pro Woche gehst du aus und einen habe ich frei oder so. Aber das geht mit zweien nicht. Genauso wie wir sie nicht mal der Oma überhelfen können. Mit einem Kind wäre das alles anders. Wir sind immer mit den Kindern, bei jedem Bank-, Amts- Notartermin usw. Ich konnte nicht mal den Babyschwimmkurs mitmachen, weil ich dazu einen zweiten Erwachsenen gebraucht hätte. Und das nervt irgendwie so. Alle anderen Mamas in meinem Umkreis haben es da einfacher. Und dann meist noch Mama und Schwiegermama zur freien Verfügung. Und ich bin da eifersüchtig. Obwohl ich gleichzeitig furchtbar stolz bin, dass wir das alles alleine schaffen.
flyhigher - February 9, 11:33

Das kann ich gut nachvollziehen. Mit ein Grund, warum ich keine Kinder wollte, war, dass ich niemanden gehabt hätte, dem ich dieses Kind mal für ein paar Stunden überantworten hätte können. Meiner Freundin geht es ähnlich, sie ist aus ihrem Umfeld weggezogen, und hat mit den beiden Kindern auch alle Hände voll zu tun (keine Zwillinge). Du machst das ganz richtig - Augen zu und durch, und stolz sein! :-D! Und dass du da ein bisschen eifersüchtig wirst, wenn du siehst, wieviel Hilfe andere zum Teil haben, ist verständlich. Und manchmal darf man als Mama auch mal durchdrehen. Das ist legitim! Das machen andere Mamas manchmal auch mit einem Kind, also ist es bei Zwillingen gleich noch legitimer! :-D Du schaffst das :-D!
caliente_in_berlin - February 9, 15:36

Tschakaaaa genau!
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caliente_in_berlin - April 20, 17:42

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