Im November war es anders. Die Erde zitterte und man schaute sich nur fragend an: "Ist das ein Erdbeben?" Sie waren leicht und dauerten nur kurz. Ein einziges Mal ein grösseres in der Nacht, aber bis man verstanden hatte, was los war, war es vorbei. Und schlief auch ruhig wieder ein.

Jetzt vibriert die Erde kontinuierlich. Wir sind sensibel geworden. Merken alles. Manchmal sind wir nicht mal sicher, ob nur ein LKW vorbeigefahren ist oder ob es wirklich ein Erdstoss war. Wir kontrollieren dann im Internet. Von grösseren Beben wurde ich zweimal in derselben Nacht geweckt. Gar nicht lustig. Epizentrum bei Verona nur 10 km unter der Erde. So stark, so lang. Und vor allem allein zuhause. Die nächste Nacht auf keinen Fall allein schlafen wollen. Als wir gerade beim Eindämmern sind, ein ganz kurzes Wackeln. Schneller vorbei als man es aussprechen kann aber die Hände verkrampfen sich und das Herz beginnt zu klopfen. Nachdem wir am Mittwoch evakuiert wurden, sind wir auf Alarm eingestellt. Ganz unsinnig, denn unser Büro ist erdbebensicher gebaut. Aber dann wackelt es eben auch mehr. So wie heute. Ein Beben der Stärke 5 Komma irgendwas bei Parma. Spürbar in ganz Norditalien aber einige haben gar nichts mitgekriegt. Wir in der dritten Etage hingegen schaukelten und sahen unseren Computern beim Tanzen zu. Als wir aufatmen wollen, beginnt es erneut und wird stärker. Reflexe setzen ein und wir rennen raus.

Mal sehen, ob die Erdbeben am Wochenende freihaben.