Griechenland ist aus der EM raus, doch bei mir geht es munter weiter mit diesem vielseitigen Volk.
Frau griechische Mama spricht Englisch. Ich fand das sehr fortschrittlich und wollte mehr über sie wissen. Nun, ihr Mann war Schiffsingenieur und die beiden segelten vier Jahre in der Welt herum, ein knappes Jahr lebten sie in Japan.
Das ist völlig entgegen dem, was ich sonst sonst so von dem Land gehört habe. Eine Freundin meiner Mitbewohnerin war hier in Berlin, mit 22, zum ersten Mal in ihrem Leben bei einem Konzert. Sie komme ja schließlich von einer Insel und außer Volksmusik gäbe es da kaum etwas. Der beste
Freund mit dem Plattenvertrag konnte kaum glauben, wieviele Clubs und Ausftrittsmöglichkeiten es allein in Berlin gibt...in der Heimat haben sie wohl wenig Möglichkeiten zum Spielen. Meiner Mitbewohnerin musste ich erstmal Onlinebanking erklären, weil es das in Griechenland erst seit kurzem und nur bei einer Bank gibt und ihre Oma...tja, die weiß nicht, wie alt sie ist, weil es vor ca. 90 Jahren keine Geburtsurkunden gab. Die Registrierung erfolgte erst bei der Hochzeit. Und dann wurde die Frau in der Regel 2 Jahre jünger als der Mann gemacht.
Ich kenne südländische Mütter. Ich habe mit Italienern und Spaniern gewohnt und Beziehungen geführt. Ich weiß, dass sie ihre Kinder verwöhnen, dass nur Mamas Küche die Beste ist, dass es nur Dinge aus der Heimat sein dürfen. Aber das, was Sonntag in meinen eigenen vier Wänden passierte, übersteigt meinen Vorstellungshorizont. Frau griechische Mutter ist für eine Woche zu Besuch. Braungebrannt, etwas faltig von der Sonne, klein, gepflegtes Äußeres, jugendlich gekleidet, 35 Kilo Gepäck....alles schien ganz normal...dann...ja dann...17,5 Kilo waren ausschließlich Nahrungsmittel. Sie brachte fünf verschiedene vorgekochte Speisen mit, einen selbstgebackenen Kuchen gigantischen Ausmaßes, Schokolade, ein Brot aus dem Getreide der Tante, Fleisch und typischen Käse von Kreta und außerdem 5 Liter selbstgemachtes Öl. 17,5 Kilo Nahrungsmittel! Und alles schmeckt nach Süden. Lebensqualität. Ich ziehe hier erstmal nicht aus....
Er wird zu seinem kranken Vater gerufen, trifft im Krankenhaus auf seinen Cousin, den er ewig nicht gesehen hat. Sie quatschen eine dreiviertel Stunde, dann geht er zu seinem Vater. Im Zimmer erfährt er, dass dieser vor 20 Minuten gestorben ist. Mich würde nicht wundern, wenn dieser Mensch nun für immer schweigt...
Asiaten sind schon ein lustiges Völkchen. Da kommt man zu seiner Frühschicht, also wirklich früh, und sie sitzen schon brav da. Und essen Nudeln zum Frühstück. Und wollen wissen, wo es Birkenstockschuhe gibt, weil die bei ihnen ja superberühmt sind.
Und unser polnischer Hausmeister fragt, ob Ostern ist. Weil die deutsche Fahne überall weht.
Email aus Madrid I:
(...) PD: Madrid te espera, lo sabes, no?
Email aus Madrid II:
(...) Entonces nos queda algunos meses para encontranos aqui en Madrid o en Berlin, o si quieres en Colombia, pues eres bienvenida en mi casa cuando quieras y por el tiempo que quieras..... mientras tanto espero recibir muchos correos tuyos. (...)
(...) Ich hab die Entscheidung, nach Spanien zu gehn nie bereut, auch wenns jobmaessig nicht so gut laeuft. (...)
Schafft es eigentlich noch jemand außer mir, sich beim Schneiden der Fußnägel, die Schere in einen Finger zu rammen, so dass Blut spritzt? Und sich beim Duschen eine Brandblase zu holen?
(Mit 27 auf 16 geschätzt zu werden?)
Dass ich meinen ehemaligen Mitbewohner oder die
Schoki auf dem Karneval der Kulturen treffe, ist bei solch einem Fest nicht ungewöhnlich. Dass ich auf jemanden stoße, den ich in Mailand kennengelernt habe, weil er ein Freund meines damaligen Mitbewohner war, ist schon etwas merkwürdiger.
Ein Wochenende später kommt
Leanka aus Leipzig. Im Schlepptau ihre Mitbewohnerin, die rein zufälligerweise Berlinerin ist und natürlich aus meinem Bezirk stammt. Am Abend bringt diese eine Freundin mit....ein Mädchen mit der ich vor mehr als 10 Jahren zusammen zelten war. Nun gehen besagte Mitbewohnerin und ich ein paar Leute durch...wie könnte es anders sein...sie war auf der Schule meines besten Freundes und in der Klasse meines "er wäre mein erster Freund geworden, wenn wir nicht zu jung und schüchtern gewesen wären".
Das Wochenende danach findet die Abschiedsparty einer spanischen Freundin statt. Gleichzeitig hat sich eine Spanierin eingefunden, die vor drei Jahren in Berlin gelebt hat. Die beiden kennen sich nicht, doch stellen bald fest, dass die Gastgeberin im ehemaligen Zimmer der Besucherin wohnt.
Ist mir alles zu klein hier. Ab zum Mond.
Sie werden etwas Geld oder ein kleines Stück Land erben, sagte der Glückskeks. Na, ich weiß ja nicht.
Camilo Sesto: Y ya no puedo más, siempre se repite la misma historia. Y ya no puedo más, estoy harto de rodar como una noria.
Nur noch eine Prüfung. Eine einzige. Aber ich lerne nicht. Schuld ist nicht das Loch danach. Oder vielleicht doch? Oder ist es, weil ich weiß, dass ich einen quasi unmöglichen Bücherberg bewältigen muss? Die Professorin empfiehlt mir drei Monate Vorbereitungszeit. Und sie weiß nicht mal, dass ich zwei Jobs habe. Doch ich möchte im Juni fertig werden. Ich will, egal wie! Ich kann nicht mehr, der Akku ist leer, keine Kraft, keine Lust, keine Überzeugungskünste, keine Beherrschung meiner selbst. Sich über jede Schicht im Hotel freuen. Grund, nicht zu lernen. Seit Tagen den Postzettel herumtragen. Würde ich das Paket abholen, lägen noch mehr Bücher für die Prüfung herum. Dauermüde. Kopfschmerzen. Halsschmerzen. Sich nach Nichtstun sehnen, mehr denn je. Die Augen schließen und flüchten.
Lange nicht mehr hier gedichtet,
keine Schwermut, keine Klage,
da die Zeit langsam vernichtet,
was ich in meinem Herz'n trage.
Tief saß dort die Traurigkeit,
färbte Tage schwarz wie Nächte,
nun macht nur noch Wut sich breit,
doch auch sie stirbt ohne Rechte.
Ich schau nach vorn, sehe Licht,
liebe jeden Tag des Lebens,
hoffe sehr, der Schein trügt nicht
und ich wünsche nichts vergebens.
-by caliente 2008-