Wie sich die Welt heute verhält

Ich habe die 25 überschritten, keine eigene Wohnung, keinen richtigen Job und eine halbe Beziehung. In meinem Freundeskreis haben zumindest manche ihr Studium beendet, doch vom "Erwachsenenleben" sind auch sie weit entfernt. Ich kenne nur ein verheiratetes Pärchen und niemanden mit Kindern. Ernsthafte Beziehungen sind ein paar dabei, doch das Single-Leben herrscht vor.

Früher war das anders. Und ich glaube, dass sich Eltern oder Großeltern deshalb um uns sorgen. "Mitte oder sogar Ende 20 und immer noch nichts Richtiges." Ich genieße diese Freiheit. Aber sie beunruhigt natürlich auch. Wir werden nicht jünger und diese Welt hält nur wenig Gutes für uns bereit. Warum meinen dann die älteren Leute, immer wieder darin stochern zu müssen? Glauben Sie wirklich, nur weil wir das Privileg haben, (äußerlich) sorglos zu leben, weil die Verantwortung (noch) relativ gering ist, machen wir uns keine Gedanken über die Zukunft? Können Sie sich nicht vorstellen, dass es jedes Mal einen tiefen Stich in der Herzgegend gibt, wenn die Frage nach der "richtigen Beziehung" kommt (schlimmer noch, nach Hochzeit oder Kindern). Können Sie sich nicht vorstellen, dass sich unser Magen dreimal im Looping dreht, wenn die Frage: "Und was willst Du nach Deinem Studium machen?" erfolgt?

Heute ist nicht gestern. Wir sind selbst noch anders aufgewachsen. Ich weiß nicht wie es funktioniert, ich sehe nur bei denen, die bereits fertig sind, dass es schlecht funktioniert. Haben die "Älteren" keine Arbeit, können sie sich meist am Partner anlehnen, und ich meine nicht finanziell. Dafür fallen sie auch noch in ein relativ gutes Sozialsystem. Haben wir, die "neue Generation" nichts, stehen wir allein da.
Was alles so abenteurerisch, rebellisch, freiheitsliebend und aufregend aussieht, mag am Anfang so sein, doch irgendwann machen wir nur noch "eine Tugend aus der Not". Was bleibt uns auch übrig?

Und wenn wir erst an eine noch spätere Zukunft denken, flippt das Körperbefinden völlig aus. Wir wissen, dass wir keine Rente bekommen werden, aber können aufgrund der Umstände (noch) nicht (oder nie?) vorsorgen. Das ist durchaus Grund zur Sorge, denn teilweise sind wir bereits um die 30. Wann sollen wir anfangen? Wenn es zu spät ist?

Dazu unser ehemaliger Ostdeutschland-Status. Während die "Westfamilien" zumeist irgendein Eigentum zur Sicherheit haben, gibt es bei uns "Ossis" nichts.

Liebe Erwachsenen, Ihr könnt mir also glauben: Wir sorgen uns und wie wir das tun. Vorwürfe, dass wir ewig studieren und dann in der Weltgeschichte herumreisen sind unangebracht. Die heutigen Universitäten lassen kein schnelles Studium zu und das Jobben nebenbei sowieso nicht. Was das angebliche Herumtingeln betrifft: Ich kenne ein paar Mädels, die monatelang arbeitslos in Berlin saßen. Dann zogen sie los. Eine zum Beispiel als Animateurin auf eine sonnige Insel, Hauptsache Geld und Arbeit. Sie hatte hier nichts, trotzdem gab es Menschen, die das Verhalten mit: "Na ist ja typisch für die Jugend, Party und Palmen" kommentieren musste. Dabei war das nur der Anfang. Sie wollte nicht tatenlos rumsitzen. Und ist sie ihren Weg gegangen. Wie ich schon sagte: "aus der Not eine Tugend machen".

Alles, was meine Generation hat ist nichts. Das ist positiv, wir sind frei und können machen, was wir wollen. Doch irgendwann wollen wir das gar nicht mehr. Und müssen trotzdem. Weil wir nichts und niemanden haben. Neid ist also unangebracht.
Ansuzz - July 8, 19:44

Und doch ist es Neid! Sie neiden euch eure Jugend! Sie sehen nur, was sie sehen wollen
und sie verstehen nicht, was z. Z. in unserem System passiert! Sie kommen aus einer
Zeit des Überflusses und haben alles im Trockenen.

Ich selbst bin schon einige Tage älter als du, habe aber trotz Job zu kämpfen. Allerdings
werde ich wohl noch ein wenig mehr Absicherung haben (für die ich auch einiges tun
musste), als so manch einer der jüngeren Generation, obwohl ich NICHT zur sogenannten
Erbengeneration gehöre.

Deine Generation (zwischen 20 und 30) wird irgendwann zwiegespalten sein. Die einen
werden durch z.B. ein Erbe eine gesicherte Zukunft haben, die anderen werden ihr
Leben lang krauten und kämpfen müssen.

Ich kann dich gut verstehen!

fritzi_pfuscht - July 8, 20:43

Wenn du von unseren Großmüttern und Großvätern sprichst, dann passt das mit dem "Sie kommen aus einer Zeit des Überflusses..." irgendwie nicht ganz, find ich...
Ansuzz - July 9, 10:12

@ Fritzi_Pfuscht: Nein, ich meine die Generation des Wirtschaftswunders, also eher meine Eltern! Meine Großeltern mussten tatsächlich hart kämpfen, das stimmt!
Was ich meine ist, dass unser Sozialstaat langsam flöten geht. Wir haben bald keine
Sicherheiten mehr fürs Alter. Das Netto-Einkommen geht immer mehr zurück und von dem Weniger müssen wir auch noch eine höchst mögliche Absicherung für später
schaffen (was sich viele allerdings nicht leisten können). Die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer.
caliente_in_berlin - July 9, 16:17

Das Schlimme ist, dass ich schon meine Eltern bangen sehe, und die haben sich das Alter natürlich ganz anders vorgestellt. Wir sind wenigstens drauf vorbereitet, was es -wie gesagt- auch nicht unbedingt besser macht. Denn wo nichts ist, kann nicht vorgesorgt werden.
Titania Carthaga - July 10, 14:47

aus der Not eine Tugend machen: das nennt sich inzwischen Digitale Boheme. Man könnte es auch Loboisierung nennen. Lacht.
caliente_in_berlin - July 11, 12:52

Na bitte, zeigt doch, dass ich recht habe!
jean luc - July 8, 20:15

mal langsam

das ist doch normal. leute, die studieren, kehren erst etwas nach dem studium in ehe mit kindern ein.
das passiert alles noch, paß mal um dich rum auf, zwischen 30 und 35 geht das los.

caliente_in_berlin - July 8, 23:00

Moment. Ich kenne auch genug Leute, die 'ne Ausbildung gemacht haben. Familienplanung Null und Jobs haben sie teilweise auch nur über Zeitarbeit.

Und die "älteren" haben auch studiert - trotzdem waren sie wesentlich früher Eltern.
fritzi_pfuscht - July 9, 00:16

Genau, Cali. Meine Eltern zum Beispiel sind auch Akademiker und als mein Bruder zur Welt kam, war meine Ma 21.

Es wurde früher schneller geheiratet, oft aber aus rein praktisch-alltäglichen Gründen, damit man eine gemeinsame Wohnung kriegt oder was weiß ich. Heute ist man unabhängiger. Aber mit der Freiheit kommt auch die Orientierungslosigkeit.
caliente_in_berlin - July 11, 12:54

...und in der Orientierungslosigkeit kann man sich verlieren. Oder sie ganz großartig nutzen. Nur eben dann versteht die ältere Generation oft nicht was wir tun...
neo-bazi - July 9, 05:29

Nein, es ist kein Neid - auch nicht auf euere Jugend. Für mich ist es ganz klar Sorge.

Den Zwiespalt, von dem im ersten Kommentar gesprochen wird, hat es immer gegeben.

Den Hauptunterschied zu früher sehe ich darin, daß man sich heute und in Zukunft öfter umorientieren muß. Zukunftsangst ist auf jeden Fall ein schlechter Ratgeber.

nahlinse - July 9, 10:20

Richtig, heute gilt man ja schon als unflexibel, wennn man länger als sieben Jahre bei ein und derselben Firma ist. Früher hätte ein häufiger Jobwechsel dagegen einen unsoliden Eindruck gemacht.
C. Araxe - July 9, 09:35

... und das wird immer alles noch schlimmer. Ich glaube, gerade wenn man ostdeutsch geprägt ist, fällt einem das um so mehr auf, dass es immer weniger gibt, das zumindest etwas Sicherheit gibt.

caliente_in_berlin - July 9, 16:15

"...und das wird immer alles noch schlimmer." Genau das macht mir Angst, weil wir dem machtlos gegenüber stehen.
C. Araxe - July 9, 20:28

Ganz machtlos sicher nicht, aber man wird wohl weitere soziale Einschränkungen nicht aufhalten können. Dennoch denke ich, dass Sie noch relativ gute Chancen haben, auch wenn gerade ein akademischer Abschluss heutzutage sehr oft in prekären Arbeitsverhältnissen mündet.
caliente_in_berlin - July 11, 12:55

*seufzt tief*
gulogulo - July 9, 09:37

hm ... das seh ich nicht so schlimm. die meisten meiner freunde/innen haben studiert, alle haben einen job, viele haben inzwischen geheiratet und seit vier jahren, also mit überschreiten der dreißigergrenze kommen der reihe nach die kinder. also alles ganz normal. und in den nächsten zwanzig bis dreißig jahren wartet ein erbe auf sie.
vielleicht ist es wirklich ein (ost)deutsches problem. auch, wenn man (nicht nur anhand der tv-sendungen darüber) sieht, wie viele leute in den westen ziehen oder gleich ganz auswandern.

caliente_in_berlin - July 9, 16:13

Wow, das es irgendwo aussehen kann, ist für mich schwer vorstellbar, weil mein Bild zur Zeit auf negative Weise geprägt wird. Wenns also im "echten" Süden nicht klappt, hört Ihr da unten von mir ;-)
derbaron - July 9, 16:58

Schweiz. Ich sag nur Schweiz. :-)
Ich seh das in meinem Freundeskreis übrigens ähnlich wie der Gulo. Im Vergleich zu früher hat sich das "gesetzte Leben" einfach ein bisschen nach hinten verschoben.
caliente_in_berlin - July 9, 17:16

Bei Euch, aber nicht bei uns! Hier hat man auch keinen richtigen Job nur weil man ein paar Jahre älter ist und somit fällt die Familienplanung (erstmal?) flach. Und wie gesagt...egal ob Eigentum oder Erbe...für uns wirds nichts geben.
derbaron - July 9, 18:15

Hmmm... ich kann mir nicht vorstellen, daß es ganz so negativ ist. Berlin ist doch nicht "der Osten", oder? Ich hab während der Uni auch Angst gehabt, keinen ordentlichen Job zu bekommen und dann hats doch geklappt, obwohl bei meinem Abschluß gerade das "negative Wirtschaftswachstum" herbeigeredet wurde. Klar, unter 30 bin ich auch eher geschwommen, finanziell gesehen, aber ... Na, ich würd mir den Kopf nicht zu sehr zerbrechen, die Sachen an dich rankommen lassen (grad du, du bist eh flexibel und nicht an den Ort gebunden) und die älteren Semester reden lassen. Früher war ja sowieso immer alles besser (wer's glaubt). ;-)
caliente_in_berlin - July 9, 18:20

Berlin ist der größte Mist. Sicherlich besser als der restliche Osten, aber keine normale Hauptstadt. Diejenigen meiner Freunde, die was Anständiges gefunden haben, sind weggegangen aus Berlin. Das macht mir aber keine Sorge. Würde ich auch.
Aber trotzdem...die anderen...(die sich teilweise auch außerhalb beworben haben)...stehen so ohne nichts da...ich weiß, das klingt wie Schwarzmalerei, ist es aber nicht. Einfach nur Realität.
herold - July 9, 12:37

cali, motzen Sie nicht über die erwachsenen, Sie gehören bereits selbst zu dieser gruppe!

caliente_in_berlin - July 9, 16:12

Das stimmt wohl, aber wir sind eben die Erwachsenen einer anderen Generation, bei denen sich das Leben leider wesentlich unsicherer gestaltet.
guapo - July 10, 07:36

Ist das wirklich so?

Sicherlich war einiges anders, Zukunftsaengste gabs allemal. Ich persoenlich bevorzuge das hoehere Mass an Eigenverantwortung.
caliente_in_berlin - July 10, 09:45

Eigenverantwortung ist gut...aber eben nur, wenn es sich ausgeht. Und das tut es nicht mehr.
guapo - July 11, 13:27

wird schon!

Wieder weiter zum Ausgangstext. Ich kenne genuegend Leute, die in den vergangenen Jahrzehnten mit den Studienproblemen zu kaempfen hatten (lim. Oberseminare, lange Pruefungszeiten, etc...). Was die Arbeitswelt betrifft haben inzwischen auch einige begriffen, dass die ueberhaupt nicht mehr vergleichbar ist. Also, Ohren steif!
caliente_in_berlin - July 11, 13:30

Also die Studienprobleme sind nun wirklich nicht mein Hauptanliegen. Wurde nur angesprochen, weil viele nicht wissen, dass sie sind, wie sie sind. Dass das Langzeitstudieren nicht (nur) an den Studenten liegt. Nee nee, mir gings schon eher um die Zukunftsaussichten...
pringle - July 9, 14:21

Oh Cali, du sprichst mir aus der Seele.

Ich werde in einem Monat 29, habe seit meinem Studienabschluss vor 4 Jahren als Sekretärin, Kinderbetreuerin, Jugendarbeiterin, Übersetzerin, Kellnerin, Messehostess, Lehrerin und Dolmetscherin gearbeitet, während meiner Studienzeit habe ich auch schon Handschuhfächer zusammengebaut, Äpfel gepflückt, ganze Nächte durchgeschuftet und sogar Toiletten geputzt. Ich spreche vier Sprachen fließend, war viel auf Reisen und bin kreativ. Außerdem sehe ich nicht gerade zum Davonlaufen aus (etwas, was heute in der Berufswelt auch wichtiger scheint als früher), bin Single und habe vor, es zu bleiben, von Heirat und Kindern bin ich noch weit entfernt.

Und wenn mir noch jemand einen befristeten 1000-Euro-Job anbietet, drehe ich durch.

caliente_in_berlin - July 9, 16:14

Netto oder brutto? Bis auf Ausnahmen schlagen sich die, die studiert haben hier mit ein paar hundert Euro im Monat-Praktika rum, und die, die 'ne Ausbildung gemacht haben, kommen auf 1000 Netto. Grandios.
Yeah sister, ist ja claro, dass wir zur gleichen Generation gehören ;-)
NBerlin - July 9, 18:37

Was für ein treffender Text, wie soll man sich heute festlegen oder langfristig planen wenn morgen schon wieder alles ganz anders ein könnte?

caliente_in_berlin - July 10, 13:42

Ach, das empfinde ich nicht als Problem. Flexibilität macht Spaß. Ohne wäre das Leben langweilig. Aber die fehlende Absicherung...
U. (guest) - July 10, 14:23

Hmm...

...in vielen Punkten hast Du sicher recht - aber viele Punkte sehe ich nicht ganz so schwarz wie Du.

Punkt 1. Studium. Es ist nicht wirklich so, dass heute die Leute länger studieren. Die durchschnittliche Studiendauer ist laut Statistik sogar gesunken. Ursache ist hierbei wohl, dass sich die Studenten stärker gedrängt fühlen endlich eigenes (angemessenes) Geld zu verdienen.

Punkt 2. Familie. Ja. Du hast recht, dass sich das Alter für Kinder und Familie immer mehr nach oben verschiebt. Ursache ist meiner Meinung nach, dass der Rückhalt durch die eigene Familie mehr und mehr fehlt - vor allem auch, da man dorthin geht (dahin zu gehen gezwungen ist), wo man Arbeit findet und somit nicht die Großeltern in der Nähe hat, welche auf den Nachwuchs aufpassen. Allerdings gibt es das auch heute noch (bei mir im Freundeskreis und auch in der Familie kenn ich da zumindest einzelne Fälle).

Punkt 3. Arbeit. Ich würde die Arbeitssituation wirklich nicht so schwarzmalen, wie tu es tust. Es ist nicht so, dass es generell keine Arbeitsplätze gibt - es kann aber sein, dass die eigene Situation diesen Eindruck vermittelt (wenn man zum Beispiel etwas studiert hat, wo wenig Leute gesucht werden, so kennt man wahrscheinlich auch viele Leute die das Gleiche studiert haben und nun in der gleichen Situation stecken). Muss aber nicht so sein.

Punkt 4. Geld. Ja - auch ich stamme aus dem "Osten" und kann somit wohl nicht zur Erbengeneration gezählt werden. Ich arbeite und habe doch immer das Gefühl, dass es mir nicht gelingt "vorzusorgen". Im Moment liegt das sicher auch daran, dass ich bedingt durch den Job zwei Haushalte zu führen habe und meine Freundin noch studiert. Trotzdem kann man sagen, dass wir mit meinem Einkommen auskommen. Was mich ärgert ist der Umstand, dass wir (bin ja auch so in Deinem Alter) zwar wissen, dass es keine staatliche Rente mehr geben wird - aber dennoch gezwungen werden in die vorhandenen Rentensysteme einzuzahlen. Ich möchte mich dem verweigern können!

Punkt 5. Beziehung. Naja - ich glaube da gehört halt auch etwas Glück dazu den "richtigen" Partner zu finden. Ich glaube die Leute heute (ich auch) sind mehr auf sich selbst fixiert als sie es früher waren - und demnach weniger bereit in Beziehungen nachzugeben oder Kompromisse einzugehen. Deshalb zerbrechen diese dann oft schon an Kleinigkeiten, die objektiv betrachtet lächerlich wirken.

Naja - verzeih mir mein Klugscheißern ;)

U.

caliente_in_berlin - July 11, 13:03

1. Kann ich nicht beurteilen. Wollte nur sagen, dass der Vorwurf "faule Langzeitstudenten" nicht immer zutrifft. Es liegt mindestens genauso an den Studienbedingungen. Angemessenes Geld danach gibts sowieso nur noch bei Studiengängen wie E-Technik oder so.

2. Stimme ich komplett zu. Nur sehen das auch die Großeltern so, die ständig nach Hochzeit und Enkeln fragen? Die Sache ist auch die, dass diejenigen, die nicht studieren und eine Ausbildung machen, früh Familien gründen. Ich bin da bestimmt nicht neidisch drauf, aber da es also immer noch Jungfamilien gibt, verstehen viele ältere Menschen nicht, wie wir bis 30 und länger so (angeblich) unbeschwert in den Tag hineinleben können.

3. Ich wünschte, es wäre wie Du sagst. Klar, meine Studienrichtung ist nicht vielversprechend (auf der anderen Seite aber gerade doch: ich bin offen für alles), doch in den letzten Monaten habe ich gesehen, dass es fast allen so geht. Ich spreche von ehemaligen Schulfreunden. Das ist natürlich alles Mögliche dabei: jede Art von Ausbildung und Studium. Nur wenige haben es (bisher) geschafft. Die Zukunft kann natürlich noch viel bringen, aber gerade wenn man mit Mitte (Ende) 20 sein Studium abschließt, steht man extrem unter Druck, sofort etwas "Ordentliches" zu machen. Das ist mit Anfang 20 natürlich anders.

4. Ja.

5. Ja.

Alles verziehen, gerne mehr davon ;-)
j.bin_ich - July 10, 14:32

RECHT HAST DU!


caliente_in_berlin - July 11, 13:04

Weiß ich doch :-P
kitty (guest) - July 10, 15:03

himmel, was für ein lamento! früher war sowieso alles besser... jede generation hat ihre probleme. aus denen sie im besten fall die energie bezieht, sich durchzubeißen. nur das muß jeder selbst tun.
es gibt vielleicht ein paar wirtschaftswundererben, die sich um nichts einen kopf machen müssen. aber so viele sind das auch nicht.
caliente, nicht verzweifeln, aber auch nichts anderen überlassen, das stück vom kuchen muß man sich selbst schnappen. ich mußte mich mit anfang 20 fragen lassen, warum ich immer noch nicht studiere (verkrachte existenz hieß es in der familie), weil ich mir einen sehr elitären studiengang in den kopf gesetzt hatte. mit 27, im dritten studienjahr, fiel die mauer und ich sah, daß ich mich unter den geänderten bedingungen grade fürs taxifahren qualifizierte. ich hab trotzdem weitergemacht, für einen wechsel fühlte ich mich zu alt (!). dann gab es eine episode als sozialhilfeempfängerin und alleinerziehende mutter. tiefe wirtschaftskrise. ich wollte irgendwo tippse werden und selbst dafür wollten sie mich nicht. dann hab ich umsonst im vor sich hinsiechenden ingenieurbüro eines cousins gearbeitet, damit mir die decke nicht auf den kopf fällt. - und wöchentlich 4 bewerbungen geschrieben.
und irgendwie klappte dann das eine und das andere und plötzlich war ich in einer ganz anderen lebenssituation. mit verantwortung, etwas wohlstand und viel gestaltungsspielraum.
das ist eine ganz normale krise im erwachsenwerden, diese angst, daß man selbst nie fuß fasst und immer von der hand in den mund lebt. ich habe nur den eindruck, daß die kinder derzeit (meine tochter ist 20) bei weitem nicht so genervt sind von ihren eltern (zudem sie auch finanziell noch sehr am tropf hängen und das gerne und mit ziemlichen materiellen ansprüchen), daß sie die energie heben ihr eigenes ding zu machen.
und was die halbe beziehung betrifft: wer eine ganze beziehung will, findet sie. gleiches gilt für kinder. für die ist der zeitpunkt nie richtig. man muß sie wollen. und wenn ich sehe, was für entwürdigende szenen sich bei frauen zwischen 38 und 45 abspielen, weil sie vorher zu viel schiß hatten ein kind in die welt zu setzen (und notfalls allein großzuziehen), finde ich es besser sich mit mitte 20, anfang 30 ins volle lebensrisiko zu stürzen. in arbeit, liebe und fortpflanzung.

caliente_in_berlin - July 11, 13:10

Vielen Dank für die vielen Zeilen und den Einblick in Dein Leben. Da Du sonst (glaube ich) nicht auf meinem Blog liest, möchte ich Dir nur kurz sagen, dass ich ein überaus lebenslustiger Mensch bin, der seine Chancen bisher immer wahrgenommen hat und noch vieles vorhat.
Mein Text war nicht (nur) als Lamento gemeint, sondern sollte den Andersgestellten mal die Augen öffnen. Was mich eigentlich am meisten stört ist, dass einige Vertreter der älteren Generationen glauben, dass wir (meine Generation) uns über nichts und niemanden Sorgen machen, in den Tag hineinleben würden und uns vor Verantwortung drücken. Ich wollte einfach zeigen, das dies nicht de Fall ist und habe als Beispiel ein paar Sorgen dargestellt, die wir durchaus haben.
fritzi_pfuscht - July 10, 15:04

Cali, ich lese bei dieser Diskussion schon die ganze Zeit mit und bin so im Zwiespalt. Einerseits verstehe ich deine Sorgen total. Ich gehöre ja auch zu dieser Generation und ich merke die Entwicklung, von der du sprichst. Andererseits komme ich aus einem anderen Land, wo es wirtschaftlich und politisch so was von beschissen aussieht, dass mir das Leben hier in Deutschland wie im Schlaraffenland vorkommt. Ich habe diesen Vergleich ständig vor Augen und ich weiß, wie schlimm es tatsächlich sein kann und dann relativiert sich irgendwie alles und ich merke: Mir geht es trotz allen Problemen in Deutschland gut und so wird es noch, bei allen Kürzungen, Sperrungen, Reformen, noch eine Weile bleiben.

(Das sollte jetzt keine Moralpredigt oder Herabsetzung deiner Sorgen sein, sondern ich wollte nur meine Sichtweise aufschreiben:)
LG an dich :)

caliente_in_berlin - July 10, 15:13

Ich antworte Dir mal schnell, bei den anderen muss ich mit Zeit nehmen.
Ich empfinde Dein Kommentar auf keinen Fall als Herabsetzung, denn Du hast natürlich recht. Uns gehts gut! Mein Beitrag war natürlich auch aus einer Laune herausgeschrieben und sollte in gewisser Hinsicht provozieren. Ich habe einfach das Problem, dass einige Vertreter der älteren Generation unser jetziges Leben (verständlicherweise) überhaupt nicht nachvollziehen können. Ich höre oft den Vorwurf, dass ich nur "dolce vita" habe oder will. Und das stimmt einfach nicht. Auch wird meiner Generation das Herumtingeln so oft vorgeworfen, aber während es für mich wirklich ein Vergnügen ist, wollen andere das gar nicht. Und müssen trotzdem. Das wollte ich nur mal aufzeigen.
Der Beitrag ist auch in Anbetracht verschiedener Treffen mit Freundin in letzter Zeit entstanden, die keine brotlose Kunst wie ich studiert haben (denn auch diesen Vorwurf höre ich -teilweise zurecht- häufig) und trotzdem seit mehreren Jahren versuchen, in dieser Welt Fuß zu fassen. Bisher erfolglos.
sokrates2005 - July 11, 11:39

In ihrem Alter ...

hatte ich diese Ängste noch gar nicht. Und auf familiäres Eigentum kann ich auch nicht zurückgreifen.
Machen sie sich also keinen Kopf, sondern einfach weiter - alles wird gut!
;-)

caliente_in_berlin - July 11, 12:52

Die Ängste haben wir heutzutage aber leider, denn wir sehen wie es bergab geht. Und es ist nicht nur Panikmache, die Beispiele in der Realität häufen sich.
Um das Eigentum sollte es mir auch gar nicht gehen. Wäre traurig, wenn es erstrebenswert wäre. Wollte nur hervorheben, warum die Sorgen berechtigt sind. Im Normalfall haben "Westkinder" ähnliche Ängste, wissen aber, dass sie irgendwann ein Haus (wenn nicht sogar ein Ferienhaus) erben und somit zumindest mietfrei sind.
AmarettazuBlaue - July 11, 15:24

Hallo caliente

Jungsein ist schön, das kann ich als alte Häsin sagen. In den Genuss kommt jeder, da muss man nicht neidisch sein. Aber in welcher Zeit man jung ist, macht den Unterschied, da beneide ich dich nicht. Es liest sich so, als hättest du eine gute Ausbildung, das ist doch schon mal die halbe Miete :) Also, halt die Ohren steif, lieben Guss von Amaretta

caliente_in_berlin - July 12, 16:37

Vielen Dank für die lieben Worte :-)
marc (guest) - July 17, 17:03

Still the same old story

Ist ne andere Welt heute. Truism. Die Frage ist die gleiche, die alte die Uralte: Bohemeleben ja oder nein. Jemand der jung ziellos aber relativ glücklich durchs Leben irrt, kann später von seinen Erfahrungen profitieren. Jemand der dies unfreiwillig tut, muss sich was einfallen lassen. Man kann das Nichts-erben der Ostdeutschen auch als Ansporn begreifen. Ich rechne sowieso mit mehr Impulsen aus dem Osten ...

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C. Araxe - February 22, 18:43
Liebe Frau Araxe, derzeit...
Liebe Frau Araxe, derzeit besteht so gar kein Interesse...
caliente_in_berlin - February 22, 14:04
Hier ist dringend mal...
Hier ist dringend mal ein Update notwendig, solange...
C. Araxe - February 19, 18:49
Als pragmatische Nichtmutti...
Als pragmatische Nichtmutti würde ich ja sagen: Lernt...
widerspenst (guest) - April 29, 22:23
*gähn*
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caliente_in_berlin - April 20, 17:42

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