Herjeh, das Spiel, das ich auf keinen Fall haben wollte, fand nun statt: Deutschland – Italien.
Entgegen meiner sonst durchschlagenden Italienliebe und der recht anti-deutschen-Einstellung betrat ich den Biergarten mit einem Gefühl von Patriotismus. Ja, ich wollte, dass wir gewinnen. Schließlich hatten die Italiener bisher nichts Großartiges geleistet und –viel wichtiger- diese WM findet in Deutschland statt. Es ist unsere WM.
Doch als mich die Buh-Rufe der Deutschen nicht einmal der italienischen Hymne lauschen ließen, kam Sympathie für die Minderheit hoch. Und aus Trotz fieberte ich nun mit dem einzigen Italiener in unserer Runde mit. Dazu sollte gesagt werden, dass der Rest von uns aus Deutschen und Spaniern bestand, wobei einige Spanier sogar im Deutschland-Trikot erschienen waren.
Meine Unterstützung während des Spiels sah übrigens folgendermaßen aus:
Sms aus Italien: Per chi terrai? Italia spero!!!!!!
Sms aus Spanien: Forza Germania!
Sms aus Berlin: Schwalbenkönige, Heulsusen und Simulanten. Echt kacke wie die (Italiener) spielen.
Als dann das erste Tor fiel, fand ich’s einfach nur cool. Beim zweiten wurde mir allerdings bewusst, dass damit das Aus für Deutschland feststand, was mir wiederum auch nicht recht war. Doch das wehmütige Gefühl im Bauch vergaß ich schnell, als ich einen Blick auf unseren Italiener warf. Dieser hatte seinen Oberkörper einfach nur nach vorn fallen lassen und stieß nun langsam, immer und immer wieder, mit dem Kopf auf den Tisch. Umzingelt von Deutschen durfte er seinem Jubelgefühl nicht vollen Ausdruck verleihen. Der Ärmste. Freude, die man nicht teilen kann, ist doch nur halb so schön.
Am Nachbartisch hörte ich übrigens folgendes: Scheiß-Italiener. Ich gehe nie wieder Pizza essen. Nun ja, wenn das die Lösung ist…Junge, damit bestrafst Du Dich doch nur selbst.
Bestraft wurde ich übrigens auch, vielleicht weil ich nicht 100% hinter Deutschland gestanden hatte. Jedenfalls landete auf der Rückfahrt ein Ellenbogen auf meinem Wangenknochen und mein Kopf an einer Glasscheibe. Ich bin mir heute nicht ganz sicher, ob ich einen Kater oder eine Gehirnerschütterung habe.
Der Weg zur Uni heute war übrigens trotz Sonne sehr bedrückend. Allgemeines Schweigen und enttäuschte Gesichter. Doch dem konnte ich mit einem Seminar zur italienischen Sprachwissenschaft entfliehen, in dem studiumsgemäß viele Italienfans zu finden waren ;-)
17.06.2006 21:00 Italien:USA --> der erste Junggesellenabschied meines Lebens
24.06.2006 17:00 Deutschland:Schweden --> der erste Polterabend meines Lebens
30.06.2006 17:00 Deutschland:Argentinien --> die erste Hochzeit, zum ersten Mal Trauzeugin und die erste Rede meines Lebens
30.06.2006 21:00 Italien:Ukraine --> immer noch auf der ersten Hochzeit meines Lebens
Wie werdet Ihr die WM in Erinnerung behalten?
PS an den Bräutigam: Ein Hoch auch auf das Brautpaar! Ich finde, wir haben Euch trotz WM gut unter die Haube gebracht ;-)
Jeden Tag um die Mittagszeit beschallt jemand den Hof, auf den mein Fenster zeigt, mit lauter Musik. Sehr lauter Musik. Immer Franz Ferdinand. Manchmal auch noch Jack Johnson. Für mich das Zeichen eine Pause einzulegen. Ich genieße den Moment, in dem ich unfreiwillig zum Zurücklehnen gezwungen werde, denn konzentrieren ist bei der Lautstärke unmöglich.
Bin ich auf dem Weg südländische Charakterzüge anzunehmen? Warum rege ich mich nicht über den Krach auf wie es sich für Klischee-Deutsche gehört?
Weil er für mich eine Lebensgefühl darstellt. Genauso wie das Tellerklappern und das Stimmengewirr, die zur Sommerzeit durch das offene Fenster in mein Ohr dringen. Ich fühle mich dann wie im Sommerurlaub…wenn die Mieter der Ferienwohnungen am Morgen erwachen und es sich auf ihren Balkons und Terrassen mit Meeresblick gemütlich machen um ihr Frühstück einzunehmen. Angenehmer Kaffeeduft steigt dann in meine Nase, manchmal das Aroma von frischer Honigmelone, außerdem warme Brioche…einfach die Augen schließen und in diesem Traum versinken…
"Ich interessiere mich auch für Fußball, aber wir sollten nicht vergessen, dass der Sport zu den schönsten Nebensachen der Welt gehört."
"Mein Bauch wird in letzter Zeit immer dicker. Ich leide bestimmt an Eiweißmangel."
Das, was Italien in dieser WM nicht gelingen will, hat nun Spanien übernommen. Muchas gracias!
Wenn ein Spanier mehrmals hintereinander „meine Beziehung“ sagt und ihr ihn nicht versteht, könnte es daran liegen, dass er die Vokabeln verwechselt und einfach nur „Verzeihung“ meint…
Wenn jemand, der sich nicht für Fußball interessiert etwas plant, könnte es passieren, dass die Feier eines Junggesellinnenabschieds auf das Italienspiel heute abend fällt...
Wenn es draußen regnet und der Ex oder nicht-mehr Ex oder wieder Ex in diesem Moment anruft, könnte es zu der kurzfristigen Umbuchung eines Fluges führen, was die nächsten 4 Wochen komplett auf den Kopf stellen wird...
Forza squadra azzurra! Viva Italia!
Knapp 237 Euro für das nächste Semester überwiesen.
Für den Rest des Monats heißt mein Speiseplan Diät.
Meine Glasur ist aufgebraucht, ich schwimme wieder in einem Meer voller Zweifel und lass mich von den Wellen in eine Richtung treiben, in die ich nicht möchte. Ich versuche gegen die Strömung anzukämpfen, doch meine Arme sind schwach und schmerzen.
Ich war stark, habe gekämpft und meinen Willen über die Muskelkraft gestellt. Ich bin weiter geschwommen, gegen die Strömung, und bin fast an meinem Ziel angekommen. Im Moment sitze ich an schönem Strand auf einer netten Insel mitten im blauen Meer. Es ist nur eine Ruhepause, der Kampf wird weitergehen, doch ich wälze mich in dem zuckerweißen Sand und hole mir meine Glasur, von der ich zehre, zurück.
Stöckchen mag ich nicht, doch das hier ist eine gute Sache
Blogforwarding kommt von
Bibi und führt zu:
Ginko auf twoday - neu entdeckt und gern gelesen
Irene im Forum Romanum – meine regelmäßige Dosis Italien
Ole in Absurdistan – Wortwahl vom Feinsten
Nach Samstagnacht fand der Sonntag nicht wirklich statt, doch am Abend sammelte ich meine Energien und überredete eine Freundin mich zu der Bloglesung von
Ole,
Burnster und
Kid 37 zu begleiten. Was ein Hangover bei mir nicht schafft, erreichen typische Menstruationsbeschwerden. Autsch. Leute, also die männlichen unter Euch, seid froh, dass Ihr keine Frau seid! Verdammt noch mal. Schmerz lass nach, dachte ich und Schmerz ließ nach, weil meine Freundin mit dem Barkeeper gedealt hatte und mir eine Tablette zukommen ließ, die ich sogleich mit einem Bier runterkippte. Hach, was bin ich doch cool. In dieser besseren Verfassung traf ich dann gleich auf den sympathischen
Mathias, hörte wundervolle Texte, die erneut Bauchkrämpfe auslösten, diesmal vor Lachen …und was soll ich sagen…ich wär gern länger geblieben, doch alles war neu für mich; die Leute kannten sich, ich kannte sie nicht. So kam es, dass ich mich noch vor Mitternacht wieder in Begleitung „meiner“ Spanier befand und wir bis in die frühen Morgenstunden durch das Nachtleben zogen.
Was am Samstag um 20 Uhr recht rustikal mit typisch deutschem Essen für unsere spanischen Freunde begann, und um 21 Uhr mit jeder Menge Sekt in den stilvollen Teil des Abends übergehen sollte, wurde irgendwann ein wildes Besäufnis, das gegen 6.30 Uhr mit einer Pizzaecke in der Hand in der Nähe meiner Wohnung endete. Versuchen wir zu rekonstruieren.
Gegen 23 Uhr wurde bereits wild getanzt herumgehüpft und schnell ging man von Sekt zu Rum-Cola-Getränken über, die aus Cola-technischen Problemen bald nur noch aus Rum bestehen sollten. Das dachten sich auch einige andere und schnell standen wir vor leeren Havanna-Flaschen, die mich mit leidvollem Gesicht auf vollen Wodka-Flaschen zurückgreifen ließen. Gegen 1.30 Uhr fiel uns dann plötzlich ein, dass wir nette Mitbürger sind und um die Nachbarn nicht weiter zu stören, zogen wir bald von dannen. Kleiner Zwischenstopp in einer Bar, wo die Luft so trocken war, dass ich meinen Mundraum gegen meinen Willen mit einem Bierchen erfrischen musste.
Nach einer Großraumtaxifahrt und dem Verlieren und Wiederfinden von Verbündeten, kamen wir endlich in dem Club unseres Vertrauens an. Na das muss doch mit Rum-Cola gefeiert werden! Nun brauchte ich eigentlich wirklich nichts mehr zum glücklich sein, doch Spanier und Chupitos verhalten sich wie siamesische Zwillinge und so findet man sich selbst von Zeit zu Zeit mit einem Tequila in der Hand wieder. Einen fand ich auch auf meiner Hose, aber der sollte da gar nicht hin. Egal! Wichtiger wäre der Heimweg, den ich normalerweise mit dem Fahrrad antrete. Normalerweise. Und die anderen nehmen meist ein Taxi. Meist. Nun ja. Wir saßen hingen irgendwann auf einem Bahnhof, warteten auf die U-Bahn, sangen schmutzige Lieder...und...und vermissten den Gastgeber von 5 Spaniern. Den Gastgeber mit den Wohnungsschlüsseln. Aber das war nicht mein Problem.
Neulich war ein Freund zu Besuch. Er hatte Berlin schon einmal vor ein paar Jahren zur Love Parade gesehen, aber nur oberflächlich. Diesmal blieb er für länger und ich zeigte ihm meine Stadt. Er hat sich quasi in sie verliebt…die Atmosphäre, die verschiedenen Kieze, die Vielfalt. Doch er wunderte sich warum alle Wände beschmiert seien. Mir fällt das ehrlich gesagt gar nicht mehr auf. Doch er meinte, es sei schlimmer als in anderen Städten. Überall Graffiti. Dabei ist mir bewusst geworden, dass genau das als typisch berlinerisch gilt. Wie kann das sein? Alternativ ja! Aber beschmiert? Ich deute das in der Hinsicht, dass meine Stadt immer noch auf der Suche nach ihrer Identität ist. Von der Geschichte zerteilt und wieder vereint gilt es nun unterschiedliche Völker und Lebensweisen zusammenzubringen. Nach 17 Jahren ist dies noch nicht gelungen. Und so wie die Stadt ihre Identität sucht, so zieht es genau die Menschen hierher, die auf der Suche nach ihrem Ich sind. Das macht Berlin so interessant. Jeder Mensch ist anders, repräsentiert ein Extrem und ist verdammt frei. Freier als sonst irgendwo. Als Antifashion-City interessiert hier niemanden wie Du rumläufst. In meinem Bezirk gibt es zum Beispiel außergewöhnlich viele Menschen ohne Schuhe oder mit Tattoos. Sicherlich ist diese Art von Körperschmuck nichts Neues, aber mein Besuch konnte nur den Kopf darüber schütteln, dass die schönsten Mädchen die größten Tattoos besitzen. Auffallen wollen um jeden Preis? Suche nach Anerkennung? Herausstechen aus der Masse? Fehlende Aufmerksamkeit in der Stadt, in der nichts schockieren kann? Sind die Tattoos der Menschen Symbole für die Graffitti der Stadt? Oder umgekehrt?
Wenn der Ex oder nicht-mehr Ex oder wieder Ex oder was auch immer nach mehreren Tagen ohne jedes Lebenszeichen folgende sms schickt, kann die Ex oder nicht-mehr Ex oder wieder Ex oder was auch immer, schon mal ausflippen:
Fa un caldo da morire, 32 gradi. Ti va doccia insieme + pisolino + pizza? Baci
Für die sprachlich Unwissenden…32 gradi werdet Ihr ja wohl verstehen, oder? Ich schwöre, mein Handy wäre beinahe gegen die Wand geflogen.
Während meiner Zeit in Mailand wollte ich mich nicht nur dem unbeschwerten Studentenleben widmen, sondern auch Auge und Ohr kulturell erfreuen. So entstand die Idee der berühmten Mailänder Scala einen Besuch abstatten zu wollen. Unsere kleinen Budgets sollten mich und meine Verbündeten nicht abhalten, gibt es doch einen so genannten Restkartenverkauf zum Sonderpreis. Dio mio, da gings zu wie auf einem mittelalterlichen Viehmarkt. Für eine Vorstellung ab 20 Uhr begann der Restkartenverkauf um 17 Uhr…so hieß es zumindest. Wir waren natürlich äußerst pünktlich um vorne in der Schlange zu stehen...doch was war das? Zunächst wurden alle namentlich aufgerufen, die reserviert hatten. Schön einzeln und vor allem laaangsam nacheinander, nach italienischer Manier eben. Sie mussten dann vortreten und sich einen Zettel mit einer Nummer abholen. Etwa eine Stunde später war diese zeitraubende Aktion beendet. Nun wurden die Nummern einzeln aufgerufen (wieder schööön langsam) und der jeweilige Besitzer musste brav an die Kasse gehen und bezahlen. Konnten die nicht gleich nach dem Namensruf bezahlen? Wozu noch die Nummernvergabe?
Wie dem auch sei, 200 Nummern später, hieß es dann, es seien vier Karten übrig, die zum Sonderpreis von 15 Euro verkauft werden könnten. Juchu!!! Es waren noch etwa 20 Leute da, aber meine Gruppe stand am günstigsten…nur wie gesagt...Gruppe...wir waren zu fünft. Autsch! Soviel zu meinem Kulturleben in Mailand..